Die US-amerikanische Fluggesellschaft Southwest Airlines treibt ihre internationale Expansion weiter voran und hat eine Kooperation mit dem deutschen Ferienflieger Condor vereinbart. Ab Januar 2026 soll ein sogenanntes Interline-Abkommen in Kraft treten, das Reisenden nahtlose Verbindungen zwischen Europa und den USA ermöglicht. Für die in Dallas beheimatete Southwest, die lange Zeit isoliert am Markt operierte, ist dies ein weiterer strategischer Schritt, um das eigene Geschäftsmodell an die veränderten Marktbedingungen anzupassen.
Nahtlose Verbindungen über sechs US-Drehkreuze
Kern der Vereinbarung ist die Vernetzung der Streckennetze beider Airlines. Kunden können künftig ein einziges Ticket buchen, das einen Langstreckenflug mit Condor ab Frankfurt sowie einen Inlandsanschlussflug mit Southwest in den Vereinigten Staaten kombiniert. Ein entscheidender Vorteil für Passagiere ist dabei, dass das aufgegebene Gepäck bis zum finalen Reiseziel durchgecheckt wird und eine erneute Aufgabe am Umsteigeflughafen entfällt.
Die Routenführung erfolgt dabei über sechs ausgewählte US-Flughäfen, an denen Southwest eine starke Präsenz hat. Zu diesen Knotenpunkten gehören Boston (BOS), Las Vegas (LAS), Los Angeles (LAX), Portland (PDX), San Francisco (SFO) und Seattle (SEA). Der Startschuss für diese kombinierten Reiserouten fällt am 19. Januar 2026. Zunächst wird die Buchung dieser Tickets allerdings ausschließlich über die Webseite von Condor sowie über bestimmte Drittanbieter wie Expedia möglich sein. Southwest plant jedoch, die Partnerflüge im Laufe des Jahres 2026 auch in die eigenen Vertriebskanäle zu integrieren.
Strategische Offensive gegen etablierte Allianzen
Für Condor, die traditionell als Ferienfluggesellschaft gilt, ist dieser Schritt Teil einer größeren Offensive. Mit einer modernisierten Flotte und aufgewertetem Bordprodukt positioniert sich der deutsche Carrier zunehmend gegen den Platzhirschen Lufthansa. Während Lufthansa durch das Joint Venture mit United Airlines und Air Canada über ein massives Netzwerk im Nordatlantikverkehr verfügt, fehlte Condor bislang ein vergleichbar dichter Partner für Weiterflüge innerhalb der USA – abseits der bereits bestehenden Kooperation mit Alaska Airlines.
Auch für Southwest markiert der Deal eine Abkehr von der früheren Strategie der Eigenständigkeit. Die Airline verfügt nun über fünf internationale Partner. Neben Condor wurden bereits Abkommen mit Icelandair, China Airlines, EVA Air und Philippine Airlines geschlossen. Obwohl ein Interline-Abkommen zunächst nur die grundlegendste Form der Zusammenarbeit darstellt und noch kein Codesharing oder eine gemeinsame Preisgestaltung beinhaltet, legt es doch das Fundament für eine tiefere Vernetzung.
Perspektiven für Vielflieger und Netzerweiterung
Ein interessanter Aspekt für treue Kunden ist die mögliche Einbindung in die Loyalitätsprogramme. Southwest hat bereits signalisiert, dass Mitglieder des „Rapid Rewards“-Programms langfristig auch bei internationalen Partnern Punkte sammeln und einlösen können sollen. Sollte dies für Condor umgesetzt werden, eröffnet das für US-Reisende attraktive Möglichkeiten für Flüge nach Europa und darüber hinaus zu Zielen in Afrika.
Die Partnerschaft erscheint dabei durchaus logisch: Beide Fluggesellschaften haben einen starken Fokus auf touristische Reisen und gehören keiner der großen globalen Luftfahrtallianzen an. Dies ermöglicht ihnen eine flexible Zusammenarbeit ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer Allianzmitglieder. Condor bedient von Frankfurt aus insgesamt neun Ziele in den USA. Zwar sind Flughäfen wie New York-JFK oder Miami nicht Teil dieses spezifischen Abkommens, allerdings verfügt Southwest an diesen Standorten ohnehin über keine nennenswerte Präsenz, weshalb sich die Netze an der Westküste und in Boston ideal ergänzen.