Handelsoptimismus belastet Goldpreis

Handelsoptimismus belastet Goldpreis

Der Goldpreis ist weiter gefallen und setzt damit seinen ersten wöchentlichen Rückgang seit Mitte August fort. Ausschlaggebend sind Fortschritte bei einem umfassenden Handelsabkommen zwischen den USA und China, welche die Nachfrage nach dem Edelmetall als „sicherem Hafen“ dämpfen. Ein Abkommen könnte einige der wirtschaftlichen Risiken und geopolitischen Spannungen verringern, die den Preis des Edelmetalls zuletzt gestützt hatten. Diese Entwicklung belastet auch die Aktien von Goldminenbetreibern; so verzeichnete beispielsweise die Newmont-Aktie (NEM) am Montag deutliche Verluste, da Anleger sich angesichts des fallenden Goldpreises von den Papieren trennten.

Korrektur nach historischer Rallye

Dem aktuellen Rückgang ging eine rasante Rallye voraus, die den Goldpreis am vergangenen Montag auf ein Rekordhoch von knapp über 4.380 Dollar pro Unze trieb. Analysten sahen den Markt zuletzt als überkauft an. Am Montag fiel der Preis zeitweise um bis zu 2,1 %. Zuletzt notierte der Spotpreis in London 1,7 % im Minus bei 4.041,98 Dollar (Stand 10:12 Uhr), nach einem Wochenverlust von 3,3 %. Auch Silber und Platin setzten ihre Abwärtstrends fort. Trotz der Korrektur liegt das Edelmetall in diesem Jahr aber immer noch rund 54 % im Plus, gestützt durch die Sorge vor Währungsabwertungen und steigenden Haushaltsdefiziten.

Analysten sehen Rückkehr zu Fundamentaldaten

„Wir kehren jetzt zu einer viel fundamentaleren Basis und einem vernünftigeren Markt zurück“, kommentierte Kyle Rodda, Marktanalyst bei Capital.com. Die Entwicklung im Handelsstreit sei deutlich besser als von vielen erwartet. Unterdessen treffen sich fast 1.000 professionelle Goldhändler und Raffinerien zur Konferenz der London Bullion Market Association (LBMA) in Kyoto. John Reade, Marktstratege beim World Gold Council, merkte dort an, dass die Nachfrage der Zentralbanken nachlasse. Eine Korrektur auf 3.500 Dollar, so Reade unter Berufung auf Gespräche auf der Konferenz, „wäre gesund für den Goldmarkt“, obwohl dies immer noch ein „lächerlich hoher Preis“ sei.

Augenmerk auf Zentralbanken

In dieser Woche richten sich die Blicke der Anleger auf die Zinsentscheidungen wichtiger Zentralbanken, darunter die Federal Reserve (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BOJ). Es wird prognostiziert, dass die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte senkt, während von EZB und BOJ keine Änderungen erwartet werden. Niedrigere Zinssätze stützen tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall selbst keine Zinsen abwirft und dadurch gegenüber festverzinslichen Anlagen wettbewerbsfähiger wird.

Mythos „Sicherer Hafen“ in Zweifel gezogen

Trotz der jüngsten Hausse und der Faszination für das Edelmetall stellt der Kolumnist Ken Fisher die gängigen Argumente für ein Goldinvestment grundlegend in Frage. Er bezeichnet die Idee von Gold als Absicherung gegen Inflation, Börsenabschwünge oder Rezessionen als Mythos. Die aktuellen Begründungen – Handelskonflikte, Inflationsängste oder Zinssenkungen der Fed – seien lediglich „neue Wendungen alter, falscher Vorstellungen“, dass Gold ein sicherer Hafen sei.

Langfristige Performance im Vergleich

Fisher untermauert seine These mit historischen Daten: Während Trumps erster Amtszeit (2017-2020) blieb Gold trotz der Verhängung von Zöllen hinter der Entwicklung von US- und Weltaktien zurück. Auch der Inflationsschutz-Mythos sei 2022 gebrochen, als Gold bei historisch hoher Inflation um 20 % fiel – kaum besser als Aktien, die 25 % verloren. Langfristig, so Fisher, sei die Bilanz ernüchternd: Seit der Aufhebung des Goldstandards 1974 habe Gold eine jährliche Rendite von 7,1 % erzielt. Dies liege kaum über 30-jährigen US-Staatsanleihen (7,0 %), aber deutlich hinter US-Aktien (11,5 %). Kumulativ bedeute dies einen Zuwachs von 3.306 % für Gold gegenüber 28.340 % für US-Aktien. Fisher schlussfolgert, Gold sei keine stabile Anlage, sondern unterliege einer hochvolatilen „Boom-Bust-Spekulation“.