Tomaten im Fokus: Erfolgreiche Anzucht und eine überraschende Spezialität

Tomaten im Fokus: Erfolgreiche Anzucht und eine überraschende Spezialität

Tomaten gehören zu den beliebtesten Gemüsesorten in deutschen Gärten. Die eigene Anzucht aus Samen bietet dabei erhebliche Vorteile gegenüber dem Kauf von Jungpflanzen: Sie ist kostengünstiger und die Sortenvielfalt ist ungleich größer. Doch nicht nur der Anbau, auch die Verwertung der Ernte blickt auf eine lange Tradition zurück, die teilweise überraschende Gerichte hervorbringt.

Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat

Obwohl Saatgutpackungen oft Ende Februar als Startzeitpunkt nennen, raten Experten zur Vorsicht. Dieser frühe Termin eignet sich nur für Besitzer eines frostfreien Gewächshauses, in das die Pflanzen im April umziehen können. Für den Anbau im Freibeet oder auf dem Balkon ist ein Start Mitte bis Ende März ideal. Werden Tomaten zu früh ausgesät, entwickeln sie bis zum Auspflanzen nach den Eisheiligen (Mitte Mai) oft lange, schwache Triebe, was sie anfällig für Krankheiten macht. Eine zu späte Aussaat hingegen verkürzt die Reifezeit bis zum Herbst und kann den Ertrag mindern.

Substrat und Keimbedingungen optimieren

Für die Aussaat ist spezielle Anzuchterde optimal. Ihr geringer Nährstoffgehalt fördert ein kräftiges, kompaktes Wachstum statt eines schnellen Schießens in die Höhe. Hochwertige Blumenerde kann ebenfalls verwendet werden, besonders wenn direkt in größere Gefäße gesät wird. Als Pflanzgefäße eignen sich Anzuchttöpfe oder Schalen, sofern sie über Abzugslöcher für überschüssiges Wasser verfügen. Die Samen sollten mit etwa einem Zentimeter Abstand zueinander gesät werden. Da Tomaten Lichtkeimer sind, dürfen sie nur sehr dünn, beispielsweise mit einem Sieb, mit Erde bedeckt werden.

Von der Fensterbank bis zum Pikieren

Nach der Aussaat wird die Erde vorsichtig, idealerweise mit einem Zerstäuber, befeuchtet. Eine durchsichtige Abdeckung schafft ein optimales Keimklima, muss aber täglich gelüftet werden, um Schimmel zu vermeiden. Entscheidend ist die Temperatur: Zum Keimen sind 22 bis 24 Grad ideal, was oft schon nach wenigen Tagen zum Erfolg führt. Sobald sich die Keimblätter zeigen, sollten die Jungpflanzen kühler, bei etwa 18 Grad, stehen. Haben sich die ersten echten Blattpaare gebildet, werden die Pflanzen „pikiert“ (vereinzelt) und in größere Töpfe mit nährstoffreicherer Blumenerde gesetzt, bevor sie Mitte Mai ins Freiland dürfen.

Historische Verwertung: Der „Tomato Pudding“

Ist die Ernte erfolgreich, stellt sich die Frage der Verwertung. Neben Saucen und Salaten existieren auch fast vergessene Traditionsrezepte, insbesondere aus den USA. Ein solches Gericht ist der „Tomato Pudding“. Historisch diente er dazu, die reiche Sommerernte an Tomaten zusammen mit altbackenem Brot oder Biskuits zu verwerten. Obwohl erste Aufzeichnungen bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichen, ist der genaue Ursprung umstritten; sowohl North Carolina als auch Ohio erheben Anspruch. Der Name „Pudding“ deutet auf britische Einflüsse hin.

Eine ungewöhnliche Zubereitung

Bei der Zubereitung handelt es sich im Grunde um einen herzhaft-süßen Auflauf, ähnlich einem Brotpudding, jedoch auf Tomatenbasis. Grundlage sind geröstete Würfel aus französischem Brot, die oft in Butter geschwenkt werden. Diese werden mit einer Sauce aus Tomatenpüree, braunem Zucker und weiterer Butter übergossen und im Ofen gebacken, bis die Masse blubbert und leicht bräunt. Bemerkenswert ist, dass traditionelle Varianten dieses Gerichts gänzlich ohne Käse, Salz oder Pfeffer auskommen.

Ein Gericht, das polarisiert

In Familien, in denen dieses Rezept über Generationen mündlich weitergegeben wird, gilt der Tomatenpudding oft als fester Bestandteil von Festtagsessen, etwa an Thanksgiving. Dort wird er Berichten zufolge auch zu Wildgerichten wie Wachteln serviert. Obwohl die Kombination aus Tomaten und braunem Zucker für Außenstehende zunächst befremdlich wirken mag, erfreut sich das Gericht bei Kennern großer Beliebtheit und wird oft als unerwartet köstlich beschrieben.